Der Frankfurter Wandel geht weiter…

Nun gut, Großprojekte dauern gemeinhin länger, als vorher angegeben wird. So baute die Stadt Frankfurt 1953 ein passendes Gebäude, um entsprechend plakativ das Credo der Mainmetropole präsentieren zu können. Während der erste Schriftzug “Oberfinanzdirektion” allerdings kaum lesbar und zu dem am unteren Teil des Gebäudes installiert wurde, dauerte es sage und schreibe bis zum April 2013, bis der eigentliche Schriftzug gut sichtbar an der Baukonstruktion prangte:

“Arbeit”, um zu zeigen, dass man hier sogar Lärm- und Kerosinemissionen in Kauf nimmt, um von früh bis abends Arbeit zu haben, dass man riesige Bürotürme baut, um all die arbeitswilligen Menschlein unterbringen zu können.
“Angst”, weil Frankfurt halt die City of Crime ist, womit sich noch heute manch pubertierendes Mittelklassekind gerne identifiziert – oder “Angst”, weil sich manch Einzelhändler schon mal Holzplatten vor’s Schaufenster nagelt, wenn die Polizei warnt, dass Chaoten die Stadt in Schutt und Asche legen wollen und einen Ausnahmezustand (auch m Bereich Grund- und Bürgerrechte) herbeiphantasiert, in dem alle aus Angst nach Sicherheit und starker Hand verlangen.
“Konsumterror”- weil man in der Stadt mit der umsatzstärksten Einkaufszone eben nicht den Anschluss verlieren darf, um mitzuhalten, wenn man in dieser Stadt gerne seine wohlhabende Dekadenz vor sich herträgt, um sich mit hippen Wagen, Sonnenbrillen und Klamotten in hippen Cafés zu zeigen.

Nun gut, es hat also gedauert, bis sich endlich jeder im Feierabendstau von dem überzeugen konnte, wofür Frankfurt steht.

Aber wie schon unlängst erwähnt, befindet sich die Stadt im Wandel, so dass nur wenige Monate nach Fertigstellung diese etwas umständliche Werbeplattform abgerissen werden muss. Man wundert sich aber schon lange über gar nichts mehr.

Was mit dem Gelände passieren wird, ist indes noch unklar – die Zeiten, in denen in Frankfurt jedes freie Eckchen mit Bürofläche oder Luxuswohnungsbau zugeschissen wird, sind ja vorbei: Es sollen dort möglicherweise wieder (wie früher) Kleingartenflächen entstehen, allerdings welche ohne Zäune, Kleingartensatzung und vorgeschriebener Heckenhöhe, aber auch ohne hippes Öko-Bio-Fair-Urban-Garden-Café mit werbefinanzierten Liegestühlen, sondern einfach ein Stück Land mit Pflanzen für die normalen Leute.
Angesichts der Unfähigkeit vieler Kommunen, sich auf die Menschen einzustellen, deren Not immer noch größer ist als die Mauern der Festung Europa, mehren sich die Anzeichen, dass dort Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen sollen – nicht auf dem strukturschwachen Land und auch nichts mit Zeltlager und Container, sondern einfach normal große Wohnungen mit eigenem Bad, Küche und Balkon.
Wie die Entscheidung auch ausgehen wird, eins bleibt klar: Frankfurt wird wieder anders.

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