Warum es sich nicht lohnt die Ausstellung „FFAME“ anzuschauen.

Ein subjektiver Bericht über die Ausstellung von Ron Miller in der Goethestraße:

“Großkotzig gibt es auf urbanshit.de den Artikel „Ron Millers Schlag in die Fresse auf der Frankfurter Modemeile“. Selten habe ich einen beschisseneren Text gelesen, selten war ich auf einer beschisseneren Ausstellung. Überladen, arrogant, neunmalklug, ach so reflektierend schreiben Denis Leo Hegic und Jan Fiedler einen Text über die aktuelle Ausstellung Ron Millers in Frankfurt (Ron Miller soll hierbei wohl ein Künstlerkollektiv aus Berlin sein). Zu Beginn feiern beide Autoren das Motiv der Geisha, die von Miller in verschiedenen Posen/Kontexten gezeigt wird. Im Artikel werden die unterschiedlichen Ausführungen dieser Figur als innovativ bzw. besonders kreativ verstanden – man gewinnt jedoch dagegen sehr schnell den Eindruck, dass dem Künstlerkollektiv einfach nicht mehr einfällt. Hier wird die Ideenlosigkeit, die es in der Streetart mit ihren oft wiederkehrenden Motiven und Parolen sowie ihrer generell wohl immer innewohnenden Gesellschaftskritik ja leider gibt, geradezu reproduziert. Insbesondere in der Hochphase der Streetart (ca. 2002 bis ca. 2008, speziell in Berlin) konnte man sowas leider beobachten: ich gehe ins Netz,

sehe nen nices Schwarz-Weiss-Motiv bspw. von Che Guevara, lade das Teil runter, setze mit Photoshop meinen Alias drunter und dann ab in den Copy-Shop, tausendmal kopiert und raus damit auf die Straße. Ideenlos, platt und ohne Leidenschaft. Hauptsache irgendwie schnell Aufmerksamkeit generieren. Mit dieser Ausstellung wird das negative Klischee von Streetart nochmals offengelegt. Würde ich die 13. Schulklasse der gymnasialen Oberstufe in Oberusel fragen, was spezifische Attribute von Streetart sind: genau das, was Ron Miller ausstellt, würde dabei rauskommen. Da ist nichts wirklich neu, nichts was sich von gängigen/bekannten Motiven abhebt, nichts was irgendwie individuell und besonders aussieht. Es wird mit den billigsten und abgelutschtesten stilistischen Elementen gearbeitet wie zum Beispiel dirty Tags hinzuknallen, Kameras einzubauen, Farbe runterlaufen lassen – klar, der Streetart/Graffiti-Charakter soll damit angezeigt werden.



Auch das Motto „Fuck Fame“ ist der reinste Witz – hier soll die Geilheit nach Fame/Selbstdarstellung kritisiert werden? Und dazu noch diese Billo-Graffiti-Schrift mit der diese Slogans geschrieben sind; ach ja, stimmt, am Anfang des Artikels stand sogar was von Trainwriting. Mensch, wie cool. An vielen Stellen im Raum dann kleine Illustrationen: ein Fotoapparat, darunter, dass man seine Fotos, die man hier ja schießen soll, entsprechend abtaggen kann. Fuck Fame. Genau. Fuck Fame, Fuck Fame, Fuck Fame: wie oft steht dieser Spruch eigentlich in dieser Ausstellung? Wie in der heutigen Warengesellschaft, die auf unendlichen Konsum abzielt wiederholt sich auch dieser Slogan bis zur Bedeutungslosigkeit.

“Markenkritik”



Weiter schreiben die beiden Herren im Blogartikel auf urbanshit: die Ausstellung soll die kranke Warengesellschaft thematisieren. Krank und absurd ist diese Ausstellung, da sie keine Kritik an den Zuständen übt, sondern eine Symbiose mit diesen darstellt. In der Goethestraße wird mit dem Betreten der Ausstellungsräume nicht der Ort des Konsums verlassen – nein, sie sind Teil dieser Warenmeile.

2002 war eine solche Form von Streetart/Kunst vielleicht irgendwie noch fresh bzw. auch kritisch – 2019 ist das einfach nur noch abgelutscht, peinlich und kommerziell marktkonform bis ins letzte Glied.”

6 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Liest sich witzig, ich glaube die Ausstellung ist mal abgesehen von eurer Kritik halt auch einfach langweilig.

    Für mich ist selbst bei Copy+Paste Ikea-streetart zumindest immernoch der Aspekt, das Leute ihre Stadt gestalten, den öffentlichen Raum dann halt mit Banksy Stencils zu knallen, weil ihnen nichts besseres einfällt. Aber hey, das ist ok, es ist ok fantasielos und unriginell zu sein, wenn das halt zu mir passt, warum sollte ich das dann nicht ausdrücken?
    Aber bei Ausstellungen, die nichtmal Illegalen inhalt dokumentieren, fällt das komplett weg. Mal davon ab dass es auch kein so demokratisches Prinzip wie bei Streetart&Graffiti ist, denn nicht alle haben die Möglichkeit eine Ausstellung in einer Galerie zu machen aber alle die nicht querschnittsgelähmt oder im Koma sind, können Sticker kleben und mit Edding im Fahrstuhl rumkrakeln.

  2. Schwipsi sagt:

    Ich bin der Meinung Streetart/Graffiti gehört auf die Straße und ist meistens illegal. Sowas gehört nicht in ein Museum oder eine Galerie um Kohle zu machen.
    Es kommt ja auch keiner auf die Idee die echte Mona Lisa irgendwo an eine Straßenlaterne zu hängen…Spaß.

  3. Anonym sagt:

    "sehe nen nices Schwarz-Weiss-Motiv bspw. von Che Guevara, lade das Teil runter, setze mit Photoshop meinen Alias drunter und dann ab in den Copy-Shop, tausendmal kopiert und raus damit auf die Straße. Ideenlos"

    DAS IST DIE KERNAUSSAGE VON SO RON MILLERS… selbstreflektierter wäre der Arbeitstitel: FUCKRONMILLER #SOLDOUT

  4. Anonym sagt:

    eben ma insta von dem gecheckt. halt schon nicht so berauschend. plakativ billig. könnte auch bei h&m als "hippe" urbane schaufensterdeko dienen. #soldout

  5. Anonym sagt:

    LOL.. einentliches "highlight" ist weder die ausstellung noch der urbanshit artikel. Es ist die, zum glück, verlinkte seite des einen US-Autors. Hier wird das motto: Fuck Fame! Fuck Selbstdarstellung! Fuck Oberflächlichkeit! bestens abgebildet. Bin nicht sicher ob das Realsatire ist?!
    Mein fazit: Beide Autoren sollten durch direkte kopftreffer von C.Demand´s Buch: "Die Beschämung der Philister" zu boden gehen. Made my day!

    • dko sagt:

      zu deiner Realsatire: das stimmt, das ganze wirkte nach einiger Zeit auch auf mich so, dass es sich doch hier nur noch um Ironie handeln kann. Auf anderen Seite ist dieser Break aber nicht erkennbar.

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