Arrangements – Eine Vernissage-Kritik

Die Stadt Frankfurt lud ein, zur Vernissage “arrangements” mit dem Frankfurter Geistermaler und vielen anderen teils unbekannten Künstlern und Künstlerinnen in der S-Bahn Station Taunusanlage.
Streetart in der Galerie, das ist oft eine Gradwanderung des Transfers einer direkten, illegalisierten Kunst in den konservierenden, erwünschten Raum hipper Stadtgesellschaft.
Frankfurt geht aber neue Wege.

Die Location:
Ein großes Plus für das Arrangement in dem “arrangements” arrangiert wurde: Morbider Charme, ironische Zitate urbaner Hässlichkeit, Improvisation und der unüberhörbare Hauch des dynamischen Verfalls der Kunst von der Straße, wurde in den Räumlichkeiten hervorragend aufgegriffen. Verschiedene Siff-Installationen unbekannter Künstler haben das Erlebnis auch olfaktorisch abgerundet. Mitunter war kaum noch zu unterscheiden, was Kunstwerk und was raumgestalterisches Element war.

Die Kunst:
Dekadenter Reichtum und Überfluss ist Kennzeichen der Möchtegern-Metropole Frankfurt. Wer aber wirklich was auf sich hält, reduziert. So auch der Hauptkünstler des Abends. Die Kunstwerke sind ähnlich reduziert arrangiert, wie das Essen in den Sterne-Restaurants der Republik. Das ist modern, das ist chic – aber im Vergelich zum pompösen Ambiente des Untergrunds im Bankenviertel ist das am Ende vielleicht etwas zu zaghaft gewesen. Man hätte sich mehr vorstellen können – aber vielleicht ist es genau das auch Intention gewesen: zu demonstrieren, dass in der Galerie Taunsanlage (und nicht nur dort), genug Platz vorhanden wäre, um sich künstlerisch zu betätigen. Ist die Ausstellung sogar eher Aufruf als Entertainment? (Dafür spricht das minimalistische Rahmenprogramm: kein Katalog, keine Hintergrundmusik, keine Häppchen.)

Neben Spot haben sich auch andere Künstler/innen beteiligt. Darunter sind Werke naiver Kunst und schonungsloser Klarheit. Manchmal wird Kunst auch nur angedeutet, manchmal brutal überzeichnet. Einige mussten aufgrund ihrer Bedeutung für die Kunstwelt mit aufwendigen Bauzaunbarrieren vor dem Ansturm geschützt werdne.
Beklemmung, Irritation, Schweißausbrüche sind das, was bleibt, selbst wenn man dem muffigen Gesamtkunstwerk entsteigt und wieder die muffige Luft des Bankenviertels einatmen kann. Ich bin gespannt, was “arrangements” noch in mir anrichtet.

Fazit: Mehr Ausstellungen an solch durchdachten Orten möchten wir gerne sehen, das Ambiente bietet enormes Potenzial, welches sicher noch nicht ausgeschöpft ist. Unser Tipp: Hingehen und selber entdecken. Hier nur eine kleine Auswahl der Kunstwerke und eher der Blick auf den Galerieraum:

2 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Erstmal, top aktion von der stadt, so kanns weitergehen. aber bei solch einem hässlichen ort wie einer ubahn oder sbahn station hätte ich mir mehr farbe und weniger minimalistisches erhofft. in einem bahnhof, der zu 80% grau ist, wirken ein paar winzige tags und farbklekse weniger als meinetwegen ein 2 mal 4 meter grosses, buntes bild…

  2. Kann schon sein, dann muss man aber auch nicht mehr suchen, was auch wieder etwas langweiliger ist. Gut wäre auch, wenn endlich mal die durchfahrenden S-Bahnen als mobile Leinwände von den Verkehrsbetrieben freigegeben würden.

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