Love Football – Hate racism

Es ist schon einige Tage her, als wir auf die gemeinsame Sprühaktion von Eintracht- und FSV-Fans unter dem Motto “Love Football – Hate Racism” hingewiesen wurden. Mit der Bitte um Berichterstattung, weil erst im Nachhinein die Unkosten durch einen Spendenaufruf gedeckt werden sollten.

“Seinen” Verein sucht sich “der Fan” ja nicht aus, sondern es ist dem allgemeinen Vernehmen nach eine schicksalhafte Verbindung auf die der Fan keinen Einfluss hat – bei mir ist es nicht nur so, dass nicht mal eine dieser schicksalhaften Verbindung zustande gekommen ist. Es gibt bei mir sogar nur ein bemerkenswert minimal ausgeprägtes Interesse am Fußball. Trotzdem schreibe ich gern über das Projekt.

Denn man muss ja nicht Fußball lieben, um Rassismus zu hassen. Doch leider schließt auch das Rassist-sein, das Fußball-Fan-sein nicht aus. Insofern ist es äußerst begrüßenswert, wenn in und um Stadien auch deutlich gemacht wird, dass man beim Fußball nicht in die Barbarei verfallen muss.
Naja, die Unkosten der Aktion sind inzwischen gedeckt, ich hab es immer noch nicht geschafft, mir das mal live anzuschauen (die Bilder sind uns zugeschickt worden) – aber immerhin hab ich mal ein paar Hinweise zu Publikationen außerhalb des Internets zum Thema der Aktion gesichtet. Ich weiß nicht, ob es konkrete Anlässe in Frankfurt für die Aktion gab, ich habe zumindest nichts dazu gelesen – aber man muss ja auch nicht immer erst Flagge zeigen, wenn was passiert ist. Denn, dass es sich der Rassismus in der Mitte der Gesellschaft gemütlich macht, ist allemal Grund genug.

Den Artikeln zufolge ist in der letzten Zeit zu beobachten, dass rechte Szenen wieder verstärkt in verschiedenen Vereinen und Ligen versuchen, ihren Einfluss in den Kurven zu erhöhen. Es gibt Hinweise auf Allianzen zwischen Althooligans und organisierten Neonazis. Vor allem nachdem viele Ultragruppierungen neben den Choreographien sich auch gegen Rassimus und Homophobie positionierten, verschärfen sich die Konfrontationen. Vermutlich wird es entscheidend sein, inwieweit das völlig gerechtfertigte Vorgehen gegen Diskriminierung im Stadion von Vereinen oder Normalfans als störende “Politisierung” oder “Provokation” dargestellt wird. Klar, wer sich im rassistischen Konsens der Gesellschaft wohlfühlt, wertet die Kritik daran natürlich als Störfaktor. Die in den Artikeln dokumentierten Ergebnisse dieser Umkehr von Ursache und Wirkung sind alarmierend. Interessant sind auch die Berichte, in denen es um die späte Aufarbeitung von Vereinsgeschichte im Nationalsozialismus geht. Unpolitisch gibt es nicht, Fußball spielt sich nie unabhängig von gesellschaftlichen Prozessen ab.

Wo aber homophoben, machistischen, nationalistischen und rassistischen Codes und Worten die Mehrheit klar und deutlich ablehnend gegenüber steht, wird sich kein Neonazi auf Dauer wohlfühlen. Von daher ist die deutliche Positionierung im Stadionumfeld korrekt.

In den paar von mir nicht systematisch gesuchten Publikationen geht es natürlich auch aufgrund der Aktualität um die WM in Brasilien. Neben Reportagen über die soziale Protestbewegung gegen die WM-Organisation und -Kosten, werden die Fanszene der Deutschen Nationalmannschaft betrachtet und die künftigen WM-Orte wie Katar und Russland hinsichtlich der Menschenrechtssituation bewertet.

Insgesamt findet ihr also in dieser Literatur eine ganze Bandbreite aktueller Berichte:
Antifa-Magazin “Der rechte Rand“, Nr. 149 (Juli/August 2014)
Antifa-Magazin “Lotta“, #55 (Frühjahr 2014)
Fußbal-Magazin “transparent” (Nr. 8 und Nr. 9/2014)
Buch “Kurven-Rebellen – die Ultras” von Christoph Ruf

Und wenn ihr diese Literatur nicht online bestellen, aber lesen wollt:
Die Magazine und das Buch gibt es im Infoladen, Leipziger Str. 91 in Bockenheim. Öffnungszeiten montags von 18-(mindestens) 22 Uhr und sonntags von 12-16 Uhr. Der Infoladen enthält eine umfangreiche Leihbücherei, die möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben soll, linke Zeitschriften und Bücher lesen zu können, auch wenn sie nicht viel Kohle haben. Für die Ausleihe wird ein Solibeitrag von 50 Cent erbeten, um auch weiter Aktuelles anschaffen zu können. 

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