Bock auf Rollerbladen in Gelnhausen?

Am legalen Graffiti scheiden sich die Geister. In Gelnhausen haben die Befürworter*innen bald Gelegenheit Graffiti ohne Zeitdruck zu feiern und zu praktizieren, und Kritiker*innen können darüber ablästern. Ist ja schön, dann ist für alles was dabei.

Graffiti zu sehen, vor allem jenseits der urbanen Zentren, ist natürlich schon immer ne jute Sache. Aber beim Motto “Gelnhausen kann sich sehen lassen” wird natürlich auch klar, dass es irgendwie um Stadtmarketing geht. Man will wohl zur Stadtrechtsfeier im Juni schließlich ordentlich (!) was hermachen. Die künstlerische Freiheit wird dadurch sicher auch die ein oder andere Grenze erfahren. Besonders nahegelegt wird, Bezug zur Gelnhausener (Gelnhäuser?) Geschichte zu nehmen. Bei einer kurzen Recherche erfährt man so einiges: Immerhin gibt es in Gelnhausen ein Turmuhrenmuseum. Traurig ist die antisemitische Tradition in Gelnhausen, die natürlich lange vor der Zeit des Nationalsozialismus begann – bereits dreimal in der Geschichte ist die Stadt wegen Vertreibungen und Ermordungen als “judenfrei” bezeichnet worden –  1349, 1576 und 1938, wie hier zu erfahren ist. Die Reichsprogromnacht im November 1938 konnte in Gelnhausen keinen großen Schaden mehr anrichten, weil die Gelnhäuser Arschgeigen damals mit antisemitischer Hetze, Propaganda, aber auch mit Übergriffen dafür gesorgt hatten, eine der ersten “judenfreien” Städte zu sein – damals muss man wohl stolz auf sowas gewesen sein. Da die Synagoge schon nicht mehr als Synagoge bestand, blieb das Haus erhalten und dient heute als Kulturzentrum. Eine jüdische Gemeinde hat sich nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr etablieren können, wenn ich das richtig recherchiert hab.
Aber auch in der jüngeren Geschichte fällt der Name Gelnhausen im Zusammenhang mit der Partei Die Rechte, die nach eigenem Bekunden in Gelnhausen viele Mitglieder habe. Da könnte man ja auch klar Stellung beziehen, bevor sich noch GEGIDA gründet.

Für die Malaktion an der Bahnhofsunterführung werden noch bis zum 6. März Entwürfe gesammelt, die ausgesuchten Teilnehmer*innen werden dann benachrichtigt. Die Malaktion selbst findet dann in den hessichen Osterferien zwischen dem 30.03.-11.04. statt. Alles weitere hier.

Und weil die Kollektive Offensive bisher Gelnhausen noch nicht fotografisch festgehalten hat, bleibt das mal ein reiner Textbeitrag. Aber wer weiß, vielleicht machen wir den nächsten Betriebsausflug nach Gelnhausen, und sehen, was die Stadt sonst noch zu bieten hat. Dosenkunst (über dieses Blog sind wir erst drauf aufmerksam geworden), dokumentiert ja grandioserweise schon länger, was lacktechnisch in Gelnhausen abgeht.

2 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Ich denke in Gelnhausen haben die eine ganz gute Mischung aus Projekten (wo auch Jugendliche aus Gelnhausen mitmachen), Auftragsarbeiten und der hall of fame am Bahnhof, wo alles möglich ist.
    Eure Sichtweise auf Gelnhausen und deren Geschichte ist sehr interessant und hat meinen Blick in diese Richtung geöffnet. Merci.

    • Hi, ja das ist nicht wirklich eine fundierte Sichtweise – eher das dürftige Ergebnis kurzer Netzrecherche. Aber interessant fand ich das auch. Gelnhausen kenne ich als Zugdurchfahrer (und von deinem Blog). Gelnhausen ist aber bestimmt noch viel mehr…
      Aber sich antirassistisch und antifaschistisch zu positionieren, schadet in meinen Augen nie. Nirgendwo.

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