“WARUM machst du das?” Das Interview mit dem Typ vom Foto

Die meisten Frankfurter dürften ihn schon gesehen haben, gefühlt eigentlich alle – wer ist gemeint? Na, klar, der Typ vom Foto! Von der Idee her vielleicht mit das innovativste was Frankfurt im Bereich, wir beschreiben es mal als Intervention im urbanen Raum, je gesehen hat.

Wir freuen uns sehr Euch dieses interessante Interview auf dem Blog vorstellen zu können!

dko: Hallo „Typ vom Foto“ – vielen Dank, dass du Dir Zeit für ein Interview genommen hast. Kannst Du Dich kurz vorstellen?

Hmm das ist schwierig… also für die Formalität: ich bin 22 Jahre jung und wie ich aussehe, kann man sich vorstellen. Also sonst erfreue ich mich meines Lebens in Frankfurt, wo ich auch aufgewachsen bin. Weißt du, viele Menschen schätzen dieses Privileg gar nicht in der westlichen Welt aufwachsen zu dürfen, denn das ist nämlich wirklich ein Privileg. Alle haben immer etwas zu meckern, dabei dürfen die meisten von uns ein sehr entspanntes Leben führen. Diesem Leben bin ich sehr dankbar und deswegen mache ich mir das Tag für Tag bewusst.

dko: Kommen wir doch noch mal konkret zu deiner Aktion – es ist ja recht ungewöhnlich was du gemacht hast, man könnte sogar sagen, dass du im gewissen Grad für Aufsehen in Frankfurt gesorgt hast; du bist auch innerhalb kürzester Zeit ja auch super populär geworden. So hat zum Beispiel recht früh StadtkindFFM ein Special über dich gemacht, uns persönlich bist du auch recht schnell in der Straße aufgefallen: kannst Du selbst erzählen was deine Bewegründe gewesen sind bzw. was Hintergründe dieses Tuns sind?

Die Grundidee kam, und hier gebe ich direkt mal shout-outs an Lebsch Friday: Lebsch Friday hat nach einem verfeierten WE eine ziemlich witzige Idee gehabt, nämlich Gesichter bzw. Fotos von Leuten auf Sticker zu drucken. Und diese Idee fand ich ziemlich dreist und sehr witzig, woraufhin wir erst einmal überlegt haben, wenn wir das machen, welche Gesichter bzw. welche Personen sollen da überhaupt drauf? Und es ist uns dann ziemlich schnell klar geworden, dass wir hier keine Fotos von fremden Menschen nehmen können, ansonsten würden wir wahrscheinlich irgendwelche Copyrights oder Bildrechte verletzen. D.h. wir kamen zu dem Entschluss, einfach unsere eigenen Gesichter zu nehmen, als Team sozusagen, und nach und nach sollten auch weitere Personen dazukommen, die auch Bock haben, Teil dieser Fotoserie zu werden. Ziel war es auch, dadurch, dass wir mehrere Leute sind, ein Schutz durch das Kollektivs zu generieren, weil man halt nicht nur ein Gesicht hat, sondern ganz viele.
Das war so der allgemeine Hintergrund, ich speziell fand es lustig mit dieser Aktion sozusagen eine Frage mitzugeben, ohne dass sie gestellt wird: konkret also, dass die Leute an diesen Stickern vorbeilaufen und sich fragen „Hä, warum ist denn da so nen Foto?/Warum klebt da sowas/Das kenn ich so nicht“ etc etc.

dko: Ok, aber aus dem Kollektiv ist ja dann nichts geworden – die anderen haben dann nen Rückzieher gemacht?

Ja, bzw. ich würde jetzt nicht direkt sagen, dass es ein Rückzieher war – es gab halt dann kein Interesse mehr. Ich kann jetzt nicht in die anderen Personen hineingucken, würde aber behaupten, dass diese nicht mehr wirklich Bock drauf hatten.

dko: Was uns gerade an eine Frage erinnert, welche wir eher am Schluss gefragt hätten: wäre denn die Hinzuziehung einer oder mehrerer weiterer Personen nicht irgendwann eine Möglichkeit deine Sticker-Idee weiter auszubauen bzw. zu ergänzen?

Eigentlich war dies wie gesagt grundauf die Idee, sich hinter diesem Kollektiv zu schützen; dadurch dass da niemand mehr nachgezogen ist, ist es halt so, dass ich nun da alleine dastehe.

dko: Aber eigentlich ist es jetzt wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht, dass es so gelaufen ist, denn wären es mehrere Gesichter/Personen gewesen, wäre es vielleicht nicht so radikal (und so erfolgreich) gewesen?

Ja, genau. Aber sagen wir es so, wäre die ursprüngliche Idee die gewesen, dies komplett alleine zu machen, hätte ich es mich nicht getraut. Dadurch aber, dass wir das als Gruppe durchziehen wollten, habe ich als erster einfach angefangen, aber schon noch im Glauben, dass die anderen nachziehen, um halt diesen kollektiven Schutz dann zu haben.
Man muss halt bedenken, dass es ein viel höheres Risiko war, also nur mit meinem Foto diese Aktion zu machen, weil man wie gesagt alleine dasteht und man nicht weiß, was da alles auf einen zukommen kann. Also wenn ich mit meinem Face komplett „all-in“ gehe, die Leute womöglich dann sagen: „Was bist du für ein Depp, das kannst du nicht machen“ – es würde dann zu einer gesellschaftlichen Missachtung kommen . Zum Glück ist aber nicht so gekommen, und im Nachhinein kann ich natürlich sagen, dass es besser gewesen ist, dass niemand nachgezogen ist.

Also mir wäre noch wichtig zu sagen, es ging mir jetzt nicht darum speziell EIN Gesicht zu verbreiten sondern IRGENDEIN Foto zu zeigen …und welches Foto kannst du halt drucken außer dein eigenes? Und ich würde nicht sagen, dass ich von meinen Aussehen her das klassische perfekt männliche Gesellschaftsbild darstelle; dadurch entsteht auch vielleicht auch eine gewisse Anti-Ästhetik. Also wenn man den Sticker genau anschaut, dann guckt das rechte Auge einen an und das linke nicht . Das ist super weird. Und der Holly hat das im Nachhinein erst gesehen.

dko: Stimmt, da gibt es generell oft Unstimmigkeiten, so hängen bspw. die Augenlider bei Menschen oft gar nicht synchron/parallel bzw. nicht symmetrisch…

Ja, und sowas finde ich halt witzig und interessant. Zu meinem Foto haben manche Leute auch gesagt es wäre wohl aus den 80ern..

dko: Genau, also was dein Foto angeht, also du spielst da, wenn man die Graff-Jargon verwenden will, sozusagen mit einer Anti-Style-Ästhetik..

Wenn es positiv gemeint ist, ja, dann könnte man auch davon sprechen..

dko: Also gerade dein Pulli sieht ja schon nerd-mässig aus.

Jein, also der Pulli ist einer der flauschigsten Pullis, die ich besitze..

dko: Also du läufts mit dem Ding noch rum?

Auf jeden Fall! Also im Winter laufe ich damit rum, der ist aber auch schon gut runtergewichst.
Ich habe früher meistens immer so Hoodies getragen und mich in den Dingern auch meistens so versteckt, das habe ich dann irgendwann abgelegt und diese Hoodies nicht mehr getragen und dann
irgendwann direkt neben einem DRK-Kleiderladen gelebt, wo ich kostengünstig auch diesen Pulli gefunden habe.


Aber nochmals zu diesem Bild, also mit genau diesem Pulli: es war mir auf jeden fall sofort klar wenn ich ein Bild nehmen müsste, dann müssste es das sein, weil dieses Foto das erste Passfoto war (für einen Ausweis) was mir wirklich gefallen hat. Also es hatte mich sofort angesprochen. Denn es ist halt so, dass ich mich i.d.R auf Fotos nicht schön finde, so wie ja die meisten anderen Menschen auch, und dieses war tatsächlich eins der ersten Fotos, bei denen ich mir richtig gefallen habe, wo ich mit mir selbst zufrieden war.

dko: Wurde das Foto beim Fotografen gemacht?

Ne, ich sollte mich bei meinem (neuen) Arbeitgeber einfach vor so ne runtergezogene Wand setzen und ne Mitarbeiterin hat da nen Foto einfach gemacht. Irgend so ne Bürotante. Also am Foto wurde jetzt auch nichts bearbeitet oder so.

dko: Aber die Quali ist ja jetzt nicht so gut..

Ja, das stimmt schon, das Ding habe ich einfach eingescannt.

dko: Was ja ganz cool rüberkommt, da das so eine 90er VHS-Atmo produziert, die ja eh gerade recht in ist..

Ja, genau! Das hat aber vorallem auch damit zu tun, dass ich in meiner Vergangenheit viel mit der VX1000 zu tun hatte. Der Inbegriff von Tape-Atmo.

dko: Wann genau gings eigentlich mit dem Verkleben los?

Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen, denke es war so April/Mai 2018.

dko: Deine Sticker-Idee könnte man mit einer neuen „Offenheit“ im Graffiti in Verbindung bringen. Also gemeint ist, dass Maler heutzutage nicht mehr ganz so extrem verdeckt handeln, sondern relativ offen mit ihrem Malernamen umgehen. Als Beispiel möchte ich hier Cityghost anführen, der mittlerweile komplett offen damit umgeht, d.h. nicht mehr anonym ist.
Oder dass bspw. Maler, welche auch stark illegal unterwegs sind, sich auch am Ratswegkreisel hinstellen und dort ihren illegalen Namen hinsetzen.
Hintergrund ist sicherlich, dass sich mittlerweile eine Rechtsprechung durchgesetzt hat, dass man in der Regel nur für Dinge bestraft wird, bei denen man in Aktion erwischt worden ist. Also einmal beim Malen eines Namens gebustet und in der Folge muss man für alle weiteren Bilder gerade stehen – das gibt es ja so nicht mehr.

Und hier kann man eine Verbindung zu deiner Aktion sehen: du bleibst ebenfalls nicht anonym sondern zeigst dich mit deinem Gesicht – was sozusagen ein weiteren, noch radikaleren Schritt bedeutet (natürlich ist es so, dass es sich nicht wirklich um Sachbeschädigung handelt) – aber auch hier bleibt es schließlich ja unklar, ob du wirklich alle Sticker verklebt hast..

Also, siehst du mit deiner Aktion auch diese Verbindung?

Ja schon, aber man darf nicht vergessen, dass das von Bundesland zu Bundesland ja immer noch sehr verschieden ist, also gerade in Bayern.

dko: Ja, das kann gut sein..

Rechtlich jedenfalls ist es wichtig, das so zumachen , dass man sein eigenes Bild nimmt, also dass man die Bildrechte daran hat. Also es ist kein Problem ein Foto von sich zu nehmen und auf 10.000 Sticker drucken zu lassen…Was auch kein Problem ist, wenn ich meine Aufkleber Leuten schenke, und diese selbständig die Teile wieder verkleben – und ob die das dann wirklich machen, kann ich ja nicht beeinflussen.
Am End haben wird es einfach gemacht. Im Nachhinein vielleicht auch, gerade weil es diese Rechtsprechung gibt. Aber es direkt mit Graffiti verbinden würde ich es nicht, damit hab ich so nix am Hut.

dko: Wie gehst du eigentlich beim Kleben um? Also achtest du darauf, nicht gesehen zu werden?

Also das mache ich eigentlich völlig offen. Aber klar, versuche ich das jetzt unauffällig zu machen, aber ich schaue mich da jetzt auch nicht großartig um, ob mich da jemand sieht, sondern tue so, als ob es das normalste auf der Welt wäre. Man ist halt dreist dabei.

dko: Also sehr special sind ja die Sticker, die hinter dem Mülleimer, die in der U-Bahn hängen. Du lässt ja da einfach den Sticker leicht schräg fallen – klappt das immer first try?

Haha, ja, schon! Da is man Profi drinne…Es ist halt super mühselig die Dinger da wieder wegzubekommen…also die U4 und U7 sind mittlerweile komplett mit den Teilen voll.

Interessant ist sicherlich, dadurch, dass da ja jetzt nichts drauf steht, also keine Propaganda oder ähnliches – da ist die Gefahr einer Entfernung auch nochmal niedriger. Also bei „Stadt für alle“-Aufkleber würde die VGF wohl aktiver werden.

dko: Gab es in den „Klebe-Situationen“ denn schon Stress?

Ja, also einmal war ich im Bus und wollte da nen Aufkleber zwischen den Sitzen kleben, also wo er eigentlich noch nicht mal groß aufgefallen wäre. Naja, und im Bus saß so nen Typ in meinem Alter, klassisch so mit Rasta-Haaren und so ne GOA-Hose an. Sah nach einem völlig lockeren aussehenden Typen aus. Also ich hatte ihn erstmal als cool eingestuft. Und nachdem ich den Sticker verklebt hatte, sagte er gleich „Mach das Ding weg“. Und es war klar, er meinte, also von der Stimme und Gestik abzulesen „Mach das auf jeden Fall weg“. Ich so, „ja kein Problem“, machte das Ding wieder weg. Und als er später ausstieg, hatte ich doch noch gefragt was denn da das Problem sei. Dann guckte er mich total abfällig an und sagte erst einmal gar nichts. Kurz vor dem Aussteigen meinte er dann zu mir: „Ich bezahle für meine sauberen Busse und Bahnen“

Dann war da zum Beispiel noch so ein Vorfall. Ich war in der S-Bahn und hatte kurz bevor die Türen aufgegangen sind, kurz noch einen verklebt, da stand dann da ne Frau, die mich fragte was das soll, warum ich das mache. „Stört sie das?“ antwortete ich „ja, das stört mich, das können sie wieder weg machen!“ Ich antwortet nur „Können sie selbst machen“ und bin ausgestiegen.

Ansonsten gibt es wie gesagt aber eher positive, lustige Reaktionen/Situationen, weil die Leute halt oft damit überhaupt nicht umgehen können und irritiert sind. Also heute hatte ich bspw. einen in der U-Bahn gemacht und wollte dann zum nächsten Abteil weitergehen und wollte wieder einen Sticker hinter den Mülleimer anbringen, da steht so nen Typ im Anzug hinter mir (und er wusste schon wer ich bin) der mich ansprach „Hier, ich möchte dich eigentlich was fragen, ich MUSS dich was fragen: WARUM machst du das? Ich schicke meinen ganzen Freunden jedesmal wenn ich deine Fresse seh, ein Foto von dir! Jetzt habe ich dich wiedergesehen und du musst mir jetzt erzählen was du da machst! Kann ich ein Foto von dir machen?“
Was ich dann auch gemacht habe..

dko: Stellst du dich dann eigentlich auch mit deinem richtigen Namen vor?

Hmm, ja, schon, es kommt halt darauf an, ob es sympathische Menschen sind. Bei total fremden eher nicht…

dko: Wirst Du denn überhaupt nach deinem Namen gefragt?

Eher nicht, das kommt sogar eher selten vor. Ich werde i.d.R gefragt was die Geschichte dahinter ist.
Also ist der Typ tot, hat der sein Geldbeutel verloren – das sind Fragen, die oft gestellt werden. Oder will der Modell oder Schauspieler werden, willst du dich bekannt machen, willst du Fame werden? Das sind dann aber Fragen, die ich eher unangenehm finde, da das ja nicht meine Intention ist.


dko: Wie war eigentlich der Verlauf, also wie und ab wann hast du gemerkt, dass die Leute darauf reagieren?

Ging eigentlich direkt los! Ich habe am Anfang 2.500 Sticker drucken lassen, habe sie abgeholt und bin erstmal meinen „Nach-Hause-Weg“ abgelatscht und habe die Dinger verklebt. Also ich bin am Main entlang gegangen und habe jede einzelne Laterne mitgenommen, also vom Ostend bis grob zum Willy-Brandt-Platz, und am nächsten Tag the same. Nach 4 Tagen war dann die erste Runde weg.

Ich hatte mir zu Beginn schon Gedanken gemacht, wo ich als erstes sticker. Also ich wollte schon, dass die Sticker sozusagen von null auf 100 gesehen werden. D.h die Main-Spots abklappern. Ich denke dadurch konnte ich innerhalb kürzester Zeit so eine Aufmerksamkeit und schließlich auch diesen Hype erzeugen.

dko: Weil durch diese schnelle und konzentrierte Art eine Dringlichkeit entstand?

Ja, schon. Schnell und viel – so musste es laufen. Ansonsten wäre die Frage nicht aufgekommen „Warum hängt der Typ hier 10.000 mal in der Stadt rum?“

Mittlerweile gibt es wie gesagt auch keinen Tag mehr an dem nicht mehr angelabert werde – und das war schon nach ner Woche so.
Was ich bisschen schade finde, ist, dass mittlerweile meine Freunde mich damit aufziehen, also absichtlich sagen“Hey, bist du nicht der Typ vom Foto“ – obwohl sie ja wissen wer ich bin bzw. dass ich es bin. Das nervt schon etwas.

Aber generell ist es einfach schön zu sehen, wie die Leute Freude an den Aufklebern haben. Zum Beispiel hat irgendjemand auf der Fusion nen Sticker auf ein Fahrrad von irgend so einem Dude geklebt und dieser Typ ist morgens aufgewacht und konnte mit diesem Aufkleber überhaupt nichts anfangen. Und nahm der den Aufkleber wieder ab, klebte es dafür wieder auf sein Handy. Ist dann nach Berlin gefahren hat dort nen anderen Typ getroffen, der über diese Sticker bescheid wusste, der wiederum den Sticker abfotografierte und nen anderen Kollegen zuschickte, der schließlich mir wieder dieses Foto zusandte. Also wie klein dann die Welt ist und zu sehen, wie die Leute Spass daran haben die Sticker zu verkleben und zu sharen – das macht mir super viel Freude. Da steckt irgendwie so eine positive Energie dahinter (ohne übrigens, dass ich da auf dem Foto lache!).

Deshalb sind wohl auch so viele Leute bereit, freiwillig die Aufkleber zu verkleben. Weil es nicht anstößig ist, keine politische Forderung dahinter steckt, es gibt sonst keine Aussage – außer ein Gesicht. Und dadurch ist es halt so ne neutrale Sache. Und deswegen bekomme ich diese Aufkleber auch so super leicht los.


dko: Es steht ja dann auch für einen hohen Sympathiewert..

Ja, genau! Sympathie ist hier ein gutes Wort…

dko: Es ist ja schon bemerkenswert, dass Leute dich extra anschreiben, ob sie nicht auch diese Sticker haben bzw. diese in der Stadt verkleben können…

Ich kann mittlerweile die Anfrage gar nicht mehr bedienen. Einfach aus dem Grund heraus weil die Portokosten einfach zu hoch wären.

dko: Sind das eigentlich nur Anfragen aus FFM?

Alles! Die Anfragen kommen deutschlandweit ..

Also bei den ersten Followern waren das eher so Kunst- und Writer-Typen, die mir gefolgt sind, dann im zweiten Step wars nen Typ der irgendwas über Hanf postet und der ne riesen Community hat und diese war wiederum vernetzt mit irgendwelchen Sticker-Leuten und dadurch ist es zustande gekommen, dass auf Instagram so eine Base an Sticker-Freaks zusammengekommen sind.

dko: Erinnert uns ziemlich auch an diese Reclaimyourcity-Zeit, wo jeder zur Post gegangen ist, und diese dhl-Sticker bemalt bzw. bedruckt hat. Da gab es dann auch städteweise Leute, die das getradet haben.

Ah, ja, stimmt diese Dhl-sticker kenn ich. Also genau – diesen Trade gibt es halt bei mir auch, oder halt zumindest diese Anfragen. Also die erste Welle bei Instagram waren diese Trade-Leute, die zweite waren Leute die halt das gesehen haben und dadurch angefangen haben mit zu folgen. Viele schrieben mich auch an, dass ich da oder dort noch nicht bin..

dko: Auf Stadtteile bezogen oder auf Städte bezogen?

Ja, auf Städte!

dko: D.h. es gibt sich jetzt auch in Köln etc. zu sehen?

Auf jeden. Überregional. Also Instagram hat die Aktion wirklich nochmal groß gemacht.

Und die Leute schreiben mir auf Instagram dann auch, was sie mit den Stickern gemacht haben. Also da sieht man Sachen wo Leute auf verschiedenen Urlaubsorten sind und mir zusenden, wo sie den Sticker verklebt haben – da sind Videos aus Los Angeles, London Fuerteventura, Marrokko, Litauen, Polen oder Bali.

dko: Ok, krass. Hat dich dieser Fame eigentlich verändert ?

Hmmm (überlegt): Also generell muss ich sagen, dass ich per se eine recht gefestigte Person bin, also ich weiß wer ich bin, was ich kann und kann mich da ganz gut verorten. Bin schon recht zufrieden mit MIR selbst – sprich, ich würde sagen, dass das ganze keinen bis wenig Einfluss nimmt. Ich glaube auch dass die Leute ja nicht direkt mich glorifizieren sondern diese eine (abstrakte) Person auf dem Foto. Es geht um den Typ auf dem Sticker und nicht direkt um mich. Also jeder hat ja da seine eigene Vorstellung.
Also wenn dann dieser gegebene Fame abnehmen sollte bzw. überhaupt nicht mehr da ist, dann würde mich das jetzt nicht belasten. Mein Leben war davor schon cool, und wäre es danach auch noch…

Special-Auflage mit Special-Stickern

dko: Nochmal zum Foto: das Foto an sich ist ja jetzt ca. nen dreiviertel Jahr alt: gibt es Pläne was neues zu machen?

hmm, ja, also in kleiner Auflage ein paar Special-Sticker, aber grundsätzlich möchte ich erstmal kein neues Foto machen. Wenn dann eher ein altes Bild mal auspacken . Da hab ich bspw. noch 2 Schulfotos, die sind der Wahnsinn.

Oder eine Idee könnte sein vielleicht Plakate zu drucken, also noch stärker den öffentlichen Raum anzueignen.

dko: Am Schluss wirst Du noch gewählt..

Ja, genau.. Typ vom Foto for President.. Wer weiß was dann in Zukunft noch kommt..

dko: Ok, dann erstmal danke fürs nice Interview!

Kein Ding!


Dank geht raus an meine Moi und an meinen VOi
Auch an La Baguette, bester Laden! 
Der Verkäufer mit dem Pferdeschwanz aus’m Deepend, 
Die Jungs vom Bäcker Eifler, bleibt stabil! 
FICHELE FONTANA, 
Typ, 327388, 
AHMET: BESTER MANN,
Team Dampflok

31 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Schon spannend, was man heute alles so als wichtig oder Kunst ansieht.

    Abgesehen davon, daß schon bereits in den Neunzigern die "Helden der Großstadt" in Frankfurt mit ihrem Konterfei ge(k)lebt haben, diverse Lichtgestalten der Nacht aus Musik und Dosenkunst.

    Aber Reflexion, Geschichte usw. ist heute auch uninteressant geworden.
    Nur sich selbst feiern, ole´!

  2. Schwipsi sagt:

    Der "Typ vom Foto-Hipster-Hype" geht auch wieder vorbei.

  3. Anonym sagt:

    was ein hurensohn. wen ich den mal irgendwo sehe hau ich dem auf jeden fall eine rein

  4. Anonym sagt:

    irgendwelche famegeilen instagram-spackos feiern sich selber und ihr macht noch ein interview mit dem? so peinlich und sinnlos

  5. Anonym sagt:

    Der fehlende künstlerische Aspekt ist schon nicht schon fundamental, aber was wird die Weiterentwicklung? Bilder von seiner Mutter oder Vater?

  6. Anonym sagt:

    hab nochn nacktfoto von seiner mutter das mach ich demnächst als sticker

  7. Anonym sagt:

    der Typ hat mehr im Leben mit den Stickern erreicht als ihr alles zusammen jemals werden !
    Frankfurt ist ein kleinkariertes Nazidorf wegen euch !

  8. Anonym sagt:

    kannst du mir den letzten teil des ersten Satzes nochmal erklären?
    den hab ich nicht verstanden.

  9. Anonym sagt:

    warum haten hier alle?
    Ist doch ganz fresh…

  10. Anonym sagt:

    yo sind nicht alle ist bestimmt nur einer von soner lausigen afd-trollarmy..

    finds auch fresh!!skr skr!

    Nur sich selbst feiern, ole´ yo wie bei graffiti halt

  11. Anonym sagt:

    hab mir das letztens hier durchgelesen und dann nen tag später glotzt mich einer der sticker in einem echt abgelegenen hinterhof in berlin an, schon irgendwie kuhl.

    O__o

  12. Anonym sagt:

    Die gesamte 12 A des Mommsen Gymnasiums findet die Sticker auch super!

  13. Anonym sagt:

    Die Delfingruppe aus der Kita Zwergenland findet alle eure Kommentare super!

  14. Anonym sagt:

    Das ist doch mal ein unterhaltsamer Kommentarverlauf.

    Wir könnten ja eine Facebookgruppe zusammen machen.

  15. dko sagt:

    Morgen ist der Typ vom Foto im Radio!!

    Morning Show Planet Radio auf 100.2
    Um: 6.25h, 7:25h, 8:30h und 9:30h

  16. Anonym sagt:

    Ndh ihr fahnenträger

  17. C sagt:

    Was hier rumgehatet wird.. Leute, das ist krasse Kunst, wie man das nicht checken kann?!

    Da werden so viele Dinge zumindest implizit mitverhandelt: Erstmal der übersteigerte Individualismus neoliberaler Gesellschaften. Dass der Schutz des Kollektivs versagt ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer immer weniger solidarischen Idee von Gemeinschaft. Dass er es trotzdem durchgezogen hat – wenn wir der ganzen Geschichte so folgen – auch.
    Dieser Individualismus wird dann konfrontiert mit der Anonymität der urbanen Massengesellschaft. Zugleich Selbstverortung wie auch (dreiste) Herausforderung. Wie bringe ich eine Großstadt dazu einen einzelnen Durchschnittstypen zu registrieren? Kein Modell, kein Promi. Einfach so ein stinknormaler Typ. Damit wird die Frage aber auch auf jeden von uns Durchschnittsmenschen zurückgeworfen. Wie viele tausend Sticker – was für ein wundervoll anmaßendes Projekt! – muss ich kleben, bis eine Reaktion kommt. Wie wird die, durch keinen darüber hinausgehenden Grund gerechtfertigte, Aufmerksamkeit von den restlichen Gesellschaftsmitgliedern verarbeitet? Was sind die sozialen Mechanismen die von dieser merkwürdigen Hervorhebung des Einzelnen ausgelöst werden? Ablehnung? Hass? Wertschätzung? Zuschreibung einer Art Rebellentum?
    Bei der Gegenüberstellung von Individuum und Masse ist auch gar nicht so klar, wer sich denn jetzt durchgesetzt hat. Man würde aufgrund der jetzigen Prominenz vielleicht denken das nunmehr allseits bekannte Individuum. Aber die fast schon penetrante Wiederkehr des Gesichts führt auch zu einer Entfremdung. Er hat schon recht, wenn er sagt, dass das nicht mehr er, sondern der Sticker ist. Damit kommt es zu einer ganz eigenen Verwobenheit von Individuum und Gesellschaft. Hat sich wirklich sein Individualismus durchgesetzt oder wurde nicht vielmehr sein Abbild von der Massenkultur verschluckt und verarbeitet? Gibt es also doch keinen Raum für den Einzelnen? Toll ist natürlich auch, dass diese Fragen nicht in irgendeinem Museum herausgefordert werden, sondern in jeder verdammten U-Bahn. Und es ergeben sich auch allein dadurch, dass hier ein digitales Modell (Instagram) auf die Straße verlagert wird, super viele Assoziationenen. Um nur eine zu nennen: Gerade durch die eben genannte Verarbeitung und Entfremdung seines Bildes, wird dem Egozentrismus dieser Plattform ein Spiegel vorgehalten. Du (=Instagramer) bist vielleicht nicht das besondere Individuum, das du gerne wärst und als das du dich gerierst, sondern wirst in der Masse der zu einem ganz gewöhnlichen Produkt der Massenkultur.

    Aber auch das Foto an und für sich ist der Hammer. In seinem Gesicht liegt eine merkwürdige Unbestimmtheit, die eine ganz besondere Spannung erzeugt. Was für einen Grund gibt es für diesen chillig-bossigen Blick? Er scheint etwas zu wissen, was uns verborgen ist. Hierdurch wirkt eine große Unekümmertheit/Gelassenheit auf uns ein. Vielleicht ist es aber auch nur das wissende Augenzwinkern zur Aktion selbst. Einer Kunstaktion, die vielleicht schon ganz gut wusste, was sie auslösen wird.

  18. Freund sagt:

    Typ vom Foto hat mein Leben verändert. Jeden Tag auf dem Schulweg sehe ich sein Gesicht und es geht mir wieder gut.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert