xtra leichte textfragmente.

Eigentlich wollten wir uns um Diplomatie bemühen, wollten neben leisen und subtilen kritischen Tönen, vor allem Respekt und Wertschätzung zusammenkratzen und dekorativ in den Vordergrund stellen. Immerhin wird mit Marker ja direkt auf öffentliche Oberfläche gemalt, ungefragt. Das ist ja schon mal was… Aber dann dachten wir: Nein, Schluss mit dem Mummenschanz – Gefühle sind zum Fühlen dann, lasst es zu!

Und so sind unsere Gefühle zwischen Fremdscham, Mitleid und blankem Hass verortet, wenn wir die laut Selbstdarstellung “inspirierende Straßenpoesie zum Nachdenken” sehen, diese zwischen Kalenderspruch und Wandtattoo angesiedelten Ergüsse auf den Wänden des Nordends. Wenn das “zum Nachdenken” sein soll, dann möchten wir lieber nicht wissen, wie es aussieht, wenn das Hirn Freizeit hat. Und wenn der gute alte Punk tatsächlich tot wäre, so dämmert es uns, sähe so wohl Streetart aus – immer und überall. Das ist der Transfer von Instagram in die Realität, nur, um als Motiv wieder nach Instagram zurückgeworfen zu werden. Das, was man dieser selbstreferenziellen Klaviatur der Achtsamkeitslektionen zugute halten kann, dass es in das Nordend passt, wie der viel gepriesene Arsch auf den Eimer. Denn im Nordend dreht sich sowieso schon viel zu viel um sich selbst, da braucht es aber letztlich gar nicht noch pseudo-deepe Streetartsprüche, die sich des eigenen unpolitischen selfcare-mindsets und der alternativen Selbstoptimierung vergewissern. Da können wir auch gleich mit den Corona-Klima-Skeptiker:innen-Putin-Fans mitpilgern, die ja auch “nur” auf der Suche Wahrheit und Liebe sind. Nein Danke, unsere Inspiration nehmen wir gerne irgendwo anders her.

Aber es stimmt schon, mal so richtig mutig alles rauszulassen, anstatt immer mit angezogener Handbremse auf der Achterbahn der Gefühle unterwegs zu sein, das rettet den Tag und damit haben wir uns selbst beeindruckt.