Magische SGE!

Ich habe mir angesichts des jüngsten Thread-Verlaufs Gedanken dazu gemacht, was ich von diesem Blog eigentlich für mich persönlich erwarte. Vielleicht trägt es ja auch ein wenig dazu bei, die allgemeinen Anforderungen wieder zu justieren.

Fakt ist, ich habe schon einige tolle Posts und Kommentare miterlebt, die allermeisten hat irgendwann das gleiche Schicksal des Untergangs ereilt, ein fast schon naturgesetzmäßiger Zyklus aus Zusammenkunft Gleichgesinnter, Blütezeit und Peak, Dekadenz und Zerstrittenheit, und schließlich Desinteresse und Schwund bis zum Einschlafen jeglicher Kommunikation. Überhaupt ist diese Urform der sozialen Medien ein aussterbendes Format und in den meisten Fällen ein Refugium für irgendwelche Nerds (im positivsten Sinne). Genau aus diesem Grund würde mich es bei der DKO besonders schmerzen, denn hier fühle ich mich wohl, verstanden, aber auch inhaltlich angeregt. Es ist für mich mehr als nur Informationsquelle und erfüllt eher eine soziale Ersatzfunktion, die mein an guter Musik und Konzerten verarmtes Umfeld nicht erfüllen kann.
Und auch wenn sich die Gründe für den Niedergang von Foren geringfügig unterschieden, war allen die simple Tatsache gemein, dass ein Forum mit der Aktivität einer Mindestanzahl an Usern steht und fällt. Wird diese unterschritten, lässt sich so ein Verfall in der Regel nicht mehr umkehren. Und ich konnte es mehrfach beobachten, dass der Beginn im Unmut und Desinteresse der Kern-Userschaft gegenüber Veränderungen im Forenbetrieb oder seinen Mitgliedern lag.

Warum schreibe ich das alles? Betrachten wir so einen Kosmos mal aus biologischer Sicht, dann waren immer die Organismen oder Strukturen am langlebigsten, die am besten mit Veränderungen umgingen (wird gerne Darwin zugeschrieben, hat er aber so nie gesagt). Und wenn man Veränderungen nicht wörtlich nimmt (oder wir uns gegenseitig den Unwillen zur selbigen vorwerfen), sondern eher als Impulse, die das vermeintliche Gleichgewicht stören, dann muss ich als langjähriger Mitleser feststellen, dass die DKO in der Vergangenheit solche Impulse schon mehrfach gemeistert hat. Ich will die jetzt nicht extra aufzählen, um das Karussell nicht noch weiter anzuschieben, ein paar werden ja regelmäßig zitiert. Und doch funktioniert es weiterhin relativ gut hier drin und den meisten ist es sicherlich wertvoll, dass das noch eine Weile so bleibt.
Um in der Analogie zu bleiben, gibt es noch einen zweiten Garanten für die Langlebigkeit von Ökosystemen: Vielfalt. Eine arten- und strukturreiche Landschaft kann einzelne und regelmäßige Störungen besser wegstecken (und sogar daran wachsen) als eine Monokultur.

Diese Ausführungen lassen für mich auf das Geschehen zuletzt bezogen folgende Schlüsse zu:

Wir sollten uns (da schließe ich mich mit ein) weniger darauf konzentrieren, was wir hier nicht haben wollen, sondern mehr auf das, wie wir uns die Kommentarspalte vorstellen. Es werden von ganz alleine User gehen und nicht wieder kommen, da scheint es mir schon aus reinem Interesse am Selbsterhalt nicht schlau, die verbleibenden aktiven aus impulsiven Gründen auszuschließen. Die einzige Ausnahme, von der ja auch schon Gebrauch gemacht wurde, ist wenn mehr User durch das Handeln eines einzelnen fernbleiben. Und auch wenn sie für uns oft mühsam, fragwürdig motiviert oder schlicht übertrieben vorkommen, so würde ich ausgefeilte Sprache und detaillierte Ausführungen niemals dazu zählen. Denn erstens sind diese leichter systematisch zu ignorieren, wenn man so gar nichts daran findet, und zweitens liefern sie im Gegensatz zum gerne kritisierten Smalltalk einen inhaltlichen Mehrwert, auch wenn er nicht immer alle gleichermaßen teilhaben lässt. Erhalten wir also diese Vielfalt im Sinne eines gegenüber dem digitalen Zeitgeist resilienten Forums.

Oder kurz gesagt: ich überfliege lieber seitenweise Diskussionen, die zu ergründen mir zu anstrengend ist, als in verwaisten Blogseiten auf neue Beiträge zu warten.

Diskutieren wir also weiterhin vielfältig, aber mit kühlem Kopf und ohne Unterstellungen ans Gegenüber, und nach Möglichkeit (und mit ein wenig gutem Willen) auf Augenhöhe.

Nö, aber wer mit solchen Gestalten die Kurve teilt und offenbar kein Problem damit hat, weil “nicht alle” oder mit solche Leuten mullern geht, ist Teil des Problems.